Gemeinsam mit der Bundestagsabgeordnete Dr. Zoe Mayer und einigen grünen Gemeinderäten aus der Region habe ich die Rehkitz-Aufzuchtrettungsstelle besucht, die von Alexander Dreher im Rahmen der Wildtierrettung Bad Waldsee e. V. betrieben wird. Vor Ort haben wir uns einen Eindruck davon gemacht, wie eine Aufzuchtstation funktioniert. Es wurde schnell deutlich, wie hoch der Aufwand ist, der mit der Aufzucht und Rettung verwaister oder verletzter Rehkitze verbunden ist.
Alexander Dreher engagiert sich bereits seit seiner Jugend für verletzte oder verwaiste Wildtiere – zunächst vor allem für Wildvögel. 2019 wandte sich erstmals ein befreundeter Jäger an ihn mit der Bitte, ein verwaistes Rehkitz aufzunehmen. Seitdem widmet sich Dreher intensiv der Pflege der empfindlichen Jungtiere, bildet sich neben Schule und Studium kontinuierlich weiter und erwarb schließlich die Qualifikationen zum Betrieb einer offiziellen Pflegestation. Zwischen Anfang April und Ende Juli erreicht ihn täglich im Schnitt rund 50-mal die Bitte, ein Kitz aufzunehmen.
Die Rehkitzrettung ist Teil des gemeinnützigen Vereins Wildtierrettung Bad Waldsee e. V. Die Mitglieder suchen kurz vor der Mahd landwirtschaftlicher Flächen mithilfe modernster Drohnen- und Wärmebildtechnik nach Jungwild, insbesondere nach Rehkitzen. Sie bringen die Tiere in Sicherheit und bewahren sie so vor dem grausamen Tod durch Mähmaschinen. Nach der Ernte sorgen die Helferinnen und Helfer dafür, dass die Rehgeißen ihren Nachwuchs wieder annehmen.

Dreher berichtete uns von einem zunehmenden Problem: der gut gemeinten, aber folgenschweren Mitnahme vermeintlich verwaister Wildtiere. Rehgeißen lassen ihre Kitze tagsüber bewusst allein zurück, um keine Fressfeinde anzulocken. Die Jungtiere sind in den ersten Wochen nahezu geruchsneutral – eine wichtige Überlebensstrategie. Jede Berührung durch Menschen kann diese Geruchsneutralität zerstören und dazu führen, dass die Mutter ihr Kitz nicht mehr annimmt. Zudem müssen Rehkitze rund um die Uhr, auch nachts, regelmäßig per Flasche gefüttert werden. Dreher warnt daher eindringlich davor, Wildtiere eigenmächtig mitzunehmen: „Wildtiere gehören in die Natur – nicht ins Haus. Ihre Mitnahme ist außerdem eine Straftat.“
Bei einem Rundgang durch die Station zeigte uns Alexander Dreher die verschiedenen Bereiche der Pflegestelle: einen Inkubator für die jüngsten Tiere, geschützte Transportboxen für die etwas älteren Kitze – stets ausgestattet mit einem Stofftier als sozialem Ersatzkontakt. Gleichzeitig wurde deutlich, dass der Verein dringend ein größeres Grundstück benötigt, um den wachsenden Platzbedarf und ausreichend Auslauf für größere Tiere gewährleisten zu können.
Alexander Dreher leistet eine Arbeit, die man gar nicht hoch genug schätzen kann. Sein Engagement rettet jedes Jahr unzähligen Jungtieren das Leben und zeigt, was praktischer Naturschutz bedeutet. Sein Fachwissen und seine Ausdauer sind ein großer Gewinn für die gesamte Region.
Zoe, ich und alle anderen Teilnehmer*innen waren sehr beeindruckt, was dieser junge Mann auf die Beine gestellt hat und mit welcher Hingabe und Professionalität er sich der Rettung der Tiere widmet. Vielen Dank für deine Arbeit, Alex!
Bei der anschließenden Abendveranstaltung zum Thema Tierschutz in Aulendorf kamen durch Spenden insgesamt 200 EUR zusammen, die wir an den Verein gespendet haben.
Der Verein arbeitet ausschließlich ehrenamtlich und finanziert Einsätze, Technik sowie Neuanschaffungen über Spenden. Wer möchte, kann den Verein jederzeit mit einer Spende unterstützen, Spendenbescheinigungen können ausgestellt werden.
Wildtierrettung Bad Waldsee e. V.
IBAN: DE95 6509 1040 0172 4050 09
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