Frühwarnsysteme und bessere Kommunikation: erste Schlussfolgerungen zum Thema Gesundheit der Enquete-Kommission
Wir, die Mitglieder der Enquete Kommission „Krisenfeste Gesellschaft“, haben unsere Beratungen zum ersten Themenfeld Gesundheit abgeschlossen.
Am vergangenen Freitag habe ich unsere Erkenntnisse dazu vorgestellt:
Der Klimawandel ist die größte Gesundheitsgefahr der Menschheit – das haben die Expertenanhörungen eindringlich bestätigt. Gefährlich für die Menschen in Baden-Württemberg ist vor allem die Hitze. Besonders gefährdet sind vulnerable Gruppen: beispielsweise ältere Menschen, Kinder, Babys oder Menschen mit Vorerkrankungen oder Obdachlose. Wir brauchen daher gesetzliche Rahmenbedingungen, damit die Kommunen Strategien für hitzesensible Menschen entwickeln können.
In diesem Zusammenhang setze ich mich, gemeinsam mit der Grünen Fraktion, für die Entwicklung von Hitzefrühwarnsysteme und Hitzeaktionspläne ein.
Hitzefrühwarnsysteme sprechen Warnungen aus - ortsbezogen oder sogar stadtteilbezogen. Hitzeaktionspläne geben konkrete Handlungsvorschläge, etwa, dass der Schulsport in der Halle stattfindet oder in Senioreneinrichtungen stärker darauf geachtet wird, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen.
Für die erfolgreiche Entwicklung solcher Pläne ist es wichtig, die Kräfte aller Bereiche der Politik zu bündeln.
Nahezu in allen Lebenslagen müssen wir unser Verhalten anpassen und unsere politischen Entscheidungen überprüfen. Das liegt im Aufgabenbereich aller Ministerien. Der Gesundheitssektor kann die Gesundheitskrisen nicht allein bewältigen. Wir brauchen einen ganzheitlichen Ansatz, der Gesundheit überall mitdenkt.
Ohne Vertrauen in das Gesundheitssystem - keine Solidarität der Bürger im Ernstfall.
Wissenschaftliche Erkenntnisse haben gezeigt, dass Menschen Entscheidungen und Empfehlungen im Krisenfall erst dann mittragen, wenn sie von der Kompetenz der Institutionen überzeugt sind. Diese These unterstützt auch Dr. Nico Dragano, Professor für medizinische Soziologie von der Universität Düsseldorf, bei seinen Ausführungen am 14. Oktober in der Enquetekommission. Demnach sei „Vertrauen etwas Zentrales“, was sich bei der jüngsten Impfkampagne durch eine „extreme Korrelation zwischen fehlendem Vertrauen in die Bundesebene, die Landesebene etc., und der Absicht, sich nicht mehr impfen zu lassen oder noch nicht geimpft zu sein“ gezeigt habe.
Wir müssen noch besser darin werden, den Bürgerinnen und Bürgern politische Entscheidungen so niedrigschwellig wie möglich zu erklären. Kommunikation ist das A und O. Gerade der Blick auf bevorstehende Krisen – von der Klimakrise bis zu Antibiotikaresistenzen – verlangt einen besseren Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Bürgerschaft.
Ich setze mich dafür ein, dass Behörden auch Menschen mit Migrationshintergrund oder Sozial-Benachteiligten mehr Informationen in den jeweiligen Sprachen zur Verfügung stellen. Diesen zielgruppenspezifischen Ansatz wollen wir ausbauen und in der Enquete weiterentwickeln, damit auch sie besser mitgenommen werden können.
Denn: Kommunikation ist mehr als pures Erklären und Information. Es muss darum gehen, Leute in ihren jeweiligen Lebensumständen mit ihren spezifischen Problemlagen zu sehen und sie als Expertinnen und Experten ihrer Lebenswelten zu verstehen. Das heißt: Wenn sich Menschen über Ursachen und Maßnahmen von Behörden gut informiert fühlen, können sie ihr Verhalten verbessern.
Die Enquete-Kommission tagt seit vergangenem Sommer und hat sich zum Ziel gesetzt, Lösungen zu entwickeln, wie die Gesellschaft noch widerstandsfähiger - und damit krisenfester - werden kann.